MEINE HAUSGEBURT | MEIN WEG ZUR SELBSTBESTIMMTEN GEBURT | TEIL 1

Hausgeburt-1080x721.jpg

Ihr lieben Mamis, heute ist es mal wieder Zeit für einen Gastbeitrag. Janina von oh-wunderbar.de eine ganz tolle Mama (ich durfte sie auch schon persönlich kennen lernen) erzählt uns, warum sie sich für eine Hausgeburt und damit für eine selbstbestimmte Geburt entschieden hat.

Janina findet ihr auch auf Instagram.

Meine Hausgeburt | Mein Weg zur selbstbestimmten Geburt | TEIL 1

Ihr Lieben,

ich nehme euch ein Stück weit mit auf meiner Reise zu einer selbstbestimmten Geburt, die eine Hausgeburt war. Für mich war der richtige Weg die Hausgeburt. Das fühlte sich einfach nur gut und richtig an, und war dieses Mal auch irgendwie so vollkommen selbstverständlich.

Jetzt, nachdem ich diese Erfahrung machen durfte, kann ich für mich sagen, es war genau so perfekt. Für mich. Nicht für dich, nicht für irgendwen, nur für mich. Denn jede Frau muss und soll ihren ganz eigenen Weg gehen und eine selbstbestimmte und schöne Geburt ist natürlich genau so in einer Klinik oder in einem Geburtshaus möglich. Für mich aber ist dieser Weg der richtige gewesen und ich kann jetzt sagen, ich würde es wohl immer wieder so machen.

Mein Beitrag soll nicht missionieren. In keinem Fall. Es ist meine Geschichte. Unsere Geschichte von meiner Hausgeburt. Und ich teile sie mit euch.

Da es so ein persönliches und sensibles Thema ist, möchte ich euch bitten, achtsam mit euren Worten zu sein. Ich danke euch sehr. Schön, dass ihr den Weg mit uns gegangen seid.

Alles Liebe,
Janina

selbstbestimmte Geburt

Meine Hausgeburt

Wisst ihr noch?

„Die Schwangerschaft mit dir war wunderschön. Ich habe nahezu jeden Tag in den vollsten Zügen genossen. Mich eingelassen auf unser Abenteuer. Habe das Gefühl, noch einmal mehr angekommen zu sein. In meiner Mitte. 

Manchmal hatte ich Angst, diese schöne Schwangerschaft könnte zu früh enden.
Wollte festhalten.
Aber jetzt, mein kleiner Junge, bin ich bereit.
Wir sind bereit.
Auf das neue Abenteuer:

Dein Abenteuer Leben. 

In unseren Armen und später an unserer Hand.
Zusammen mit deinen wirklich ganz wundervollen Schwestern.
Dein Nest ist fertig. Wir sind bereit.
Wir können das erste Mal loslassen.
Du darfst kommen. Du darfst geboren werden.
Wir warten sehnlichst auf dich.
Selbst dein sonst so in sich ruhender Papa ist voller Vorfreude und ganz aufgeregt.
Wir lieben dich, mach dich auf den Weg.“

..schrieb ich am 14. August 2017 in mein Telefon. An dem Tag, ein Montag, habe ich mich von meiner Schwangerschaft verabschiedet. Ich habe los gelassen. Ich war bereit, meinen Jungen zu begrüßen. Und ich sprach zu ihm, immer und immer wieder. An diesem Tag. Wir führten einen Dialog. Ich sprach mit ihm und horchte in mich hinein. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl für uns und für mich, meinen Körper entwickelt. Ich hatte in den vergangenen Monaten auf mich vertraut. Auf uns. Insgesamt neun Tage war ich an diesem Montag über dem errechneten Geburtstermin. Neun Tage, die wir so wohl noch brauchten.

Und jetzt sitze ich hier und versuche, die passenden Worte für dieses wunderbare Ereignis zu finden. Das ist gar nicht so leicht. Ganz im Gegenteil. Es scheint, als wäre das Erlebte, dieses wunderschöne Ereignis gar nicht in Worte zu fassen.

Acht Wochen liegt die Geburt von unserem Jungen schon zurück. Acht aufregende und schöne Wochen. Acht Wochen, in denen ich immer wieder versucht habe, mein Geburtserlebnis „zu Papier“ zu bringen. Für mich, für uns und auch für euch. Aber es fällt mir so unfassbar schwer. Zu groß und zu ergreifend war dieses Erlebnis für mich. Wunderschön und so unperfekt perfekt. Eine Geburt, an die ich gern zurück denke und die mich so geheilt hat von all meinen Ängsten und dem Erlebten. Mit der ich absolut im Reinen bin. Eine Geburt, die so einmalig war. Anders als gedacht, aber einmalig und schön.

Unser Sohn, der in unserem geliebten Heim das Licht der Welt erblickt hat.
In Geborgenheit und in seinem ganz eigenen Tempo.
Mit mir, seiner Mutter, die vertraut hat. Die wusste, das ist gut und richtig so.
Mit einem Vater, der unterstützt und gestärkt hat.
Und mit zwei Schwestern, die sich so sehr auf ihren Bruder gefreut haben.

 

Meine Geburtserfahrung – unsere Hausgeburt

Der Tag vor der Geburt, ein Montag. Ich fühlte mich fit, das Wetter war schön und die Temperaturen angenehm. Und so kam es, dass ich am späten Nachmittag noch einmal in die Innenstadt fuhr, um ein wenig zu bummeln. Ich fand ein wirklich schönes Kleid, welches ich gern nach der Geburt tragen wollte. Dass ich schon am nächsten Abend die Gelegenheit dazu haben würde, das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Am Abend, zurück zu Hause, wurde ich noch mit einer Karaffe {alkoholfreiem} Ipanema und einer Gemüseplatte verwöhnt. La vie est belle.

An diesem Montagabend legte ich mich ins Bett. Es war spät, aber nicht zu spät. Ich lag da, in unserem Schlafzimmer und sprach noch einmal mit meinem Sohn. „Es ist Zeit, mein Junge. Wenn du bereit bist, kannst du kommen. Ich warte auf dich, ich bin bereit und freue mich auf dich!“. Dann machte ich das Licht aus und sofort fielen mir die Augen zu. Kurze Zeit später, es war gegen 23.30 Uhr, wurde ich wach. Ein Ziehen im Rücken, das bis in die Beine reichte. Nicht sonderlich stark, nicht sonderlich schmerzhaft. Einfach nur ein Ziehen. Und obwohl da noch kein echter Schmerz war, wusste ich sofort ganz sicher, du hast deine Reise angetreten. Du kommst, du kommst ganz bald. Ich setze mich auf und versuchte noch einmal in mich hinein zu horchen. Wenige Minuten später ein weiteres Ziehen. Ich stand auf, aufgeregt und voller Vorfreude. Ich konnte einfach nicht liegen bleiben und abwarten.

Und so begab ich mich in unser Wohnzimmer und räumte ein wenig auf. Dann weckte ich Henry und wir beide schufen noch ein wenig Ordnung. Denn in unserer Wohnung standen schon so viele mehr oder weniger gepackte Kartons für den anstehenden Umzug bereit. Irgendwie wollte ich alles schön haben für unser Baby und ein allerletzter, kurzer Anflug von Nestbau überkam mich. In der Zwischenzeit wurde das Ziehen stärker und stärker und ziemlich regelmäßig.

Beide Mädchen kamen nach dem Einsetzen der Wehen immer sehr rechtzeitig. Bei Anni dauerte es nur wenige Stunden, bei Mimi ging es sogar noch schneller.

Gerade in den letzten Tagen vor der Geburt hatte ich deshalb Sorge, dass es der kleine Junge so eilig haben könnte, dass wir ohne meine Hebamme auskommen müssten. Meine Hebamme beruhigte mich dahingehend aber immer wieder. Und eines kann ich vorweg nehmen, im Gegensatz zu den Mädchen brauchte der Junge seine Zeit.

Nachdem wir noch ein wenig geräumt hatten, überkam mich eine unfassbare Ruhe. Ich war nun vollkommen bereit für die Nacht, in der hoffentlich unser Sohn geboren werden sollte. Henry legte sich noch einmal ins Bett und ich zündete mir im Wohnzimmer drei Kerzen an, schaltete das Licht aus und kuschelte mich auf die Couch. Die Wehen wurden zunehmend stärker und kräftiger, und ich hatte das Gefühl, ich müsste sie veratmen. Nach wenigen Stunden, es muss gegen drei oder halb vier gewesen sein, waren sie bereits so kräftig und intensiv, dass ich immer lauter veratmete und schnaufte, und damit wohl auch Henry aus dem Schlaf weckte.

„Soll ich die Hebamme anrufen?“, fragte er. Ich war mir nicht sicher und konnte es schlecht einschätzen. Außerdem war ich schon so im Geburtsprozess und in den Schmerzen vertieft, dass ich nicht mehr viel sprechen mochte. Ich stütze mich bei jeder Wehe an einem Stuhl oder dem Sideboard ab, beugte mich und schnaufte. Manchmal ging ich in die Hocke und veratmete so. Während der Wehenpausen tigerte ich durch das, vom weichen Kerzenlicht erleuchtete, Wohnzimmer. Das warme Flackern der Kerzen wirkte auf mich beruhigend und wärmend. Friedlich. Ich wurde stummer und stummer, war voll und ganz mit mir und der Eröffnungsphase beschäftigt. Es war fast so, als würden sich all meine Sinne, all meine Kraft, all meine Kapazitäten auf dieses eine Ereignis konzentrieren. Die Geburt. Ich spürte den Jungen mit jeder Wehe und mit jeder Welle drückte es stark nach unten. Der Druck war so kräftig, dass ich dachte, es könne bis zur Austreibungsphase gar nicht mehr weit sein.

Wie weit die Wehen zu diesem Zeitpunkt auseinander lagen? Ich weiß es nicht. Die Wehen-App, welche ich mir im Vorfeld auf das Handy gezogen hatte, nutzte ich nicht. Irgendwann, es muss zwischen drei und vier Uhr in der Nacht gewesen sein, rief Henry die Hebamme und sie war etwa 20 Minuten später da. In dieser Zwischenzeit ging ich noch einmal kurz duschen und legte {warum auch immer}, ich kann es selbst nicht glauben, etwas Make-up auf. Wimperntusche und etwas Rouge. Henry stand neben mir und lachte. Dann zog ich die sommerlichen Leinen-Shorts mit einem passenden T-Shirt an. Beides hatte ich mir in der Schwangerschaft gekauft, weil ich es gern an dem Tag der Geburt tragen wollte.

Als die Hebamme kam, steckte ich gerade in einer starken Wehe. Ich erinnere mich, wie ich mich am Schreibtisch abstützte und nur am Rande mitbekam, dass sie nun da war. Sie betrat unser heimeliges Wohnzimmer und ich spürte ihre Wärme. Ihre gedämpfte Stimme. Sie kam, war aber kein Eindringling, sie war es, die mir noch fehlte, um vollkommen abzugeben. Vertrautheit. Sie gab mir das wertvolle Gefühl von Sicherheit. Ich spüre noch immer ihre warme Hand auf meiner Haut.

Die Mädchen schliefen währenddessen noch immer tief und fest in ihren Zimmern. Eigentlich war es geplant, meinen Papa bei Einsetzen der Wehen zu informieren. Er wollte die Mädels dann abholen. Jetzt aber entschied ich spontan aus dem Bauch heraus, die Mädchen nicht zu wecken und damit Unruhe zu vermeiden.

Mein Wunsch: Eine Wassergeburt zu Hause

Die Monate zuvor kristallisierte sich immer klarer heraus, dass ich gern im Wasser entbinden würde. Wasser ist schon immer mein Element. Und so besorgte ich mir noch vor der Geburt einen Pool, der sich auch als Geburtspool eignet. In weiser Voraussicht haben wir diesen schon Tage vorher aufgepumpt und bereit gestellt.

Kurz nachdem die Hebamme kam, äußerte ich den Wunsch, in den Pool zu steigen. Und so stellte Henry diesen im Flur auf und füllte ihn mit angenehm warmen Wasser.
{Etwas zum Lachen: Er füllte anfangs nur knapp 10 Zentimeter hinein und war der Meinung, das wäre genug. Hauptsache der Po wäre warm, meinte er.}

Ich setzte mich hinein und anfangs tat das auch unheimlich gut. Ich kreiste mein Becken im Wasser, weil sich die immer stärker werdenden Wellen so besser aushalten ließen. Meine Hebamme die ganze Zeit an meiner Seite. Niemand störte mich. Ich wehte vor mich hin und war ein wenig wie in Trance. Die Schmerzen wurden immer stärker und waren ab einem gewissen Zeitpunkt leider nicht mehr ganz so erträglich. Auch das kreisen mit der Hüfte half mir dann nicht mehr. Die Hebamme checkte, ich glaube sogar, auf mein Bitten hin, den Muttermund. Drei bis vier Zentimenter. Ich begann zu weinen. Drei bis vier Zentimeter erschien mir für die Schmerzen, die ich hatte, so wenig. Es demotivierte mich und ich hatte einen emotionalen Einbruch. Ich legte mich flach in den Pool und war nicht mehr in der Lage zu kreisen oder anders mitzuwirken. Ich verkrampfte mich unter den Wehen und verspürte plötzlich aufkeimende Angst vor jeder neuen Wehe, vor jedem neuen Schmerz. Die Hebamme sprach herzlich und beruhigend zu mir.

Henry rief währenddessen gegen 6.20 Uhr meinen Vater an, welcher sich auf den Weg machte und kurz darauf da war.

Durch das Glas unserer Altbau-Haustür schienen die ersten goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne und tauchten unseren großen Flur in wunderschönes Licht. Ich erinnere mich daran ganz genau. Weil es mich in dem Moment so glücklich machte. Ich es so genoss. Der Tag bricht an. Der Junge würde ganz sicher bald da sein, dachte ich bei mir. Der Morgen ist da, die Nacht hat sich verabschiedet. Sie ist geschafft.

Meine Hebamme sagte mir währenddessen, dass sie nun ihre Kollegin dazu rufen würde. In Hanover gibt es nur noch sehr wenige Hebammen, die Hausgeburten begleiten und in der Endphase der Geburt unterstützen sie sich gegenseitig und begleiten die Frauen so 2 zu 1.

 

Ein neuer Tag bricht an…

Anni wurde wach und kam in den Flur. Nur kurz, dann zog sie sich wieder zurück. Kurz darauf traf mein Vater ein, weckte die kleine Mimi und zog sie an. Ich lag währenddessen noch immer im Pool im Flur und die Unruhe machte mir in diesem Moment sehr zu schaffen. Ich war nicht in der Lage, weiter effektiv mit zu arbeiten, während in der Wohnung so viel Trubel war.

Erfahrungsgemäß kann ich Körperkontakt von Henry unter der Geburt nicht sonderlich gut haben, weshalb er sich immer etwas zurückzieht. Er ist zwar da, lässt mich das auch spüren, hält sich aber angenehm zurück. Genau so, wie ich es dann eigentlich brauche. Aber dieses Mal war er wohl auch sehr aufgeregt und mag man meinem Vater glauben, kam Henry alle paar Minuten zu mir an den Geburtspool, tätschelte meinen Kopf oder meine Schulter und verkündete, wie unfassbar stolz er wäre und wie toll ich das machen würde. Ich hätte ihn dann hingegen irgendwann relativ harsch angewiesen, er solle mich in Ruhe lassen und ja nicht anfassen und nein, seine frisch gebackenen Croissants würde ich auch nicht wollen – haha. Croissants?, fragt ihr euch. Ja, Henry hat doch tatsächlich in der Nacht während des Geburtsprozesses nebenbei Croissants gebacken.

Profilfoto OhWunderbar

Aber die Unruhe im Allgemeinen war einfach zu viel. Henry, mein Vater und zwei Kinder, die da herumwuselten – mich störte das in dem Moment sehr und so tat sich auch am Muttermund nichts mehr. Trotz der Wehen. Und so zog mein Vater mit den zwei Mädchen los, brachte das große Kind in die Schule und das Kleine in die Kita, und wartete dann auf die Ankunft von seinem Enkel. Während mein Vater mit den Mädels also das Haus verließ, kam die zweite Hebamme zur Türe herein und es kehrte urplötzlich wieder die Ruhe ein, die ich brauchte. Das machte sich auch umgehend am Muttermund bemerkbar.

Die Wehen waren jetzt unerträglich schmerzhaft und ich lag noch immer im Pool. Ein wenig hilflos und nicht mehr in der Lage mich hinzuknien oder die Eröffnungsphase anders zu unterstützen. Ich hatte Angst vor jeder neuen Wehe. Teilweise weinte ich, wenn ich eine neue Welle spürte. Der Druck nach unten wurde immer stärker und ich hatte das Gefühl, schon mit pressen zu müssen. Ich sagte auch immer wieder, dass der Druck so stark und sehr unangenehm ist. Der Muttermund wurde daraufhin noch einmal gecheckt und {ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube, er lag bei} 6 Zentimetern. Und wieder spürte ich kurz Enttäuschung. Weitere vier Zentimeter erschienen mir in diesem Moment so weit weg, so unfassbar viel…

Teil 2 folgt bald!

Kommentare

  1. Sabine
    Sabine 31. Dezember 2017 at 3:48 PM

    Liebe Janina,

    Ich freue mich riesig, Deine inspirative Geschichte mit unseren Mamis teilen zu dürfen!

    Vielen lieben Dank!

    Herzlich,
    Sabine

  2. Avatar
    Janina 28. Dezember 2017 at 1:43 PM

    Liebe Sabine,

    irgendwie fühlt es sich noch einmal ganz anders an, den Text hier zu lesen.
    Ganz ganz lieben Dank fürs teilen!

    Herzliche Grüße an Dich
    Janina