„Wir kuscheln viel, reden viel, lachen viel und machen auch viel Quatsch.“

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Nathalie Klüver ist Journalistin, Autorin und Bloggerin des bunten und humorvollen Mamablogs „Eine ganz normale Mama“. Die freie Journalistin verbringt viel Zeit mit ihren drei Kindern (6 Jahre, 4 Jahre und 3 Monate) und schafft es trotzdem, ihre Leidenschaft und ihren Beruf, das Schreiben, nicht aus den Augen zu verlieren. Was sich seit dem Mamasein verändert hat und wie die drei Kinder ihr Leben bereichern, erzählt Nathalie uns hier…

Hallo Nathalie – zuerst muss ich gleich mal fragen: Was hat Dich nach Lübeck verschlagen?

Ich komme aus Lübeck! Ich bin hier an der Küste aufgewachsen und nur zum Studieren fünf Jahre nach Süddeutschland, Italien und Frankreich gezogen. Nach dem Diplom (ich habe BWL studiert), habe ich mich überall in Deutschland bei Tageszeitungen beworben. Die erste Zeitung, die zugesagt hatte, waren die Lübecker Nachrichten. Und ich war sehr froh, wieder zurück in den Norden zu gehen! Ich kann nicht ohne das Meer leben. 

Du bist freie Journalistin und dein Mann arbeitet Vollzeit. Wie organisiert ihr euer Leben mit euren drei Kindern? Wie bekommst du das alles unter einen Hut?

Ich arbeite seit 11 Jahren freiberuflich als Journalistin für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen. Das heißt, ich arbeite von zuhause aus. Was sich super mit den Kindern vereinbaren lässt. Ganz ehrlich: Ich wüsste nicht, wie ich die Arbeit in einer Redaktion mit Kindern vereinbaren sollte – als ich festangestellt war, habe ich von 10 bis 20 Uhr gearbeitet! Aber als Freiberuflerin kann ich meine Zeit frei einteilen, wenn es brennt, auch mal abends schreiben oder am Wochenende. Und sogar, wenn die Kinder krank zuhause sind, zumindest ein bisschen. Bevor das Baby auf die Welt kam, habe ich fünf Stunden am Tag gearbeitet, während die Jungs in der Schule und im Kindergarten sind. Jetzt schreibe ich, wenn das Baby schläft, am Wochenende oder auch abends. 

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Wie würdest du dich als Mutter beschreiben?

Ich bin nicht besonders streng und viel zu inkonsequent. Meine Jungs wissen das und wissen genau, wie sie mich rumkriegen. Aber es gibt natürlich Regeln, die einfach wichtig sind – und bei denen ich auch doch recht streng bin. Ich erziehe nach dem Prinzip: Wenige Regeln, aber dafür wirklich wichtige. Das klappt ganz gut. Ansonsten versuche ich, die Dinge mit Humor zu nehmen, viel zu lachen und auch mal Fünf grade sein zu lassen. Humor finde ich wichtig, nicht alles bierernst sehen. Und Ausnahmen sind wichtig! Ohne Ausnahmen ist doch das Leben langweilig. So rede ich mir also meine Inkonsequenz schön… nein, im Ernst, es sind doch die Ausnahmen, an die wir uns ein Leben lang erinnern. Wir kuscheln viel, reden viel, lachen viel und machen auch viel Quatsch. Was mir wichtig ist: Meinen Kindern viel Zeit zum Spielen zu lassen. Und sie dabei auch mal alleine machen zu lassen. 

Wie schnell hast Du nach den Kindern wieder angefangen zu arbeiten und hat das Mutterwerden deine Art zu arbeiten verändert?

Ich habe immer nebenbei gearbeitet und geschrieben, natürlich so, wie es zeitlich ging, mit Baby. Das mache ich auch in dieser Elternzeit. Bei meinem Großen habe ich in der Elternzeit Zeitschriftenartikel geschrieben, beim Mittleren zwei Bücher (eine Biografie über Gosch und eine Biografie über Niederegger, erschienen im Wachholtz Verlag) und nun habe ich meinen Blog ganznormalemama.com und schreibe auch ab und zu Zeitschriftenartikel und plane ein weiteres Buch. Vor dem ersten Kind hatte ich einen ganz anderen Schwerpunkt: Das waren Reportagen aus Entwicklungsländern über Frauen- und Mädchenrechte! Ich bin mehrmals im Jahr in verschiedenen Ländern gewesen, habe dort recherchiert, mit vielen Frauen und Mädchen gesprochen, Entwicklungshelfer bei ihrer Arbeit begleitet und sehr viele spannende Artikel für Magazine geschrieben. Das war eine tolle Zeit mit unglaublichen Erfahrungen. Ich war in zwölf verschiedenen Ländern und bin den Menschen für meine Recherchen auch sehr nahe gekommen. Nach der Geburt des ersten Kindes war ich noch in Peru und Tansania, dann kam das zweite Kind. Das Fernweh ist noch da und ich habe mir vorgenommen wieder diese Reisen zu machen – aber nun ist erst einmal das dritte Kind dran. Alles zu seiner Zeit.

Du bist auch als Autorin unterwegs und hast kürzlich den Ratgeber „Willkommen Geschwisterchen: Entspannte Eltern und glückliche Kinder“ (TRIAS) veröffentlicht. Für wen ist dieses Buch und worum geht es?

Für alle Eltern, die ein zweites Kind planen, ein zweites Kind erwarten oder schon zwei (oder mehr) Kinder haben. Denn es ist ein recht umfassender Ratgeber, der viele verschiedene Aspekte aufgreift: Vom Altersabstand, der Vorbereitung des großen Kindes, der ersten Zeit zu viert, bis hin zu Themen wie Eifersucht, Streit, gemeinsames Kinderzimmer, gemeinsame Kindergartengruppe – also auch Themen, die schon ältere Geschwister betreffen. Dazu gibt es viele praktische Tipps (zum Beispiel zum Sparen oder Haushaltorganisieren), einige Kolumnen wie auf meinem Blog und viele Elternzitate, die zeigen, wie es andere Familien machen – und dass es nicht den einzig richtigen Weg gibt.

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Ihr erwartet auch ein Geschwisterchen? Nathalie gibt in ihrem Buch viele tolle und praktische Tipps und lässt auch Experten zu Wort kommen.

Was ist das Besondere an deinem Schreibstil?

Mir ist es wichtig, nie von oben herab und mit erhobenen Zeigefinger zu schreiben. Und immer locker und mit Humor. Das ist mir wichtig: Meine Texte sollen verständlich sein, sie sollen gute Laune machen und Ängste nehmen. 

Wie sieht ein typischer Familien(All-)Tag bei Euch aus und wie wirst Du deinen drei Kindern gerecht? Hast du ein paar hilfreiche Tipps für alle Zweifach-Eltern?

Aufstehen, gemeinsam frühstücken. Während ich mich im Bad fertigmache, spielen die Jungs mit ihrer kleinen Schwester. Die Jungs wegbringen, mit dem Baby spazieren oder einkaufen gehen. Arbeiten, während sie schläft. Die Jungs abholen, Hausaufgaben bei einer Tasse Kakao und etwas Süßem. Auf den Spielplatz, Freunde treffen oder zuhause spielen. Abendbrot. Vorlesen. Ins Bett. Ganz gemütlich. Wir machen eigentlich immer alle etwas zusammen, auch am Wochenende. Dadurch sind eine Jungs ein richtig tolles Team und spielen super miteinander. Sie verschwinden nachmittags ins Kinderzimmer und spielen bis zum Abendbrot! Dadurch habe ich viel Zeit für das Babymädchen und kann es richtig genießen. Mein großer Tipp, über den ich auch im Buch schreibe: Das Ganze mit dem Gerechtwerden nicht zu ernst werden. Man kann sich nicht zerreißen. Und man sollte es nicht versuchen. Und man kann nie allen gleichzeitig gleich gut gerecht werden. Jeder sollte die Aufmerksamkeit bekommen, die er gerade braucht. Aber man sollte bloß nicht anfangen, zu rechnen „heute habe ich eine Stunde Exklusivzeit mit dem Großen verbracht, die bekommt morgen der Kleine“. Dadurch verkrampft man nur! Verlasst Euch mehr auf Euer Bauchgefühl! Der größte Fehler wäre, alle Erziehungsregeln zu dogmatisch zu verfolgen. Denn da macht man sich nur verrückt. Jeder sollte sich das herauspicken, was zu ihm, der Familie und den Kindern passt.

D.h. es gibt für Dich auch nicht DEN einen Lösungsweg in der Erziehung?

Genau! Wir sind alle unterschiedlich, unsere Kinder sind unterschiedlich und unsere Familienkonstellationen. Was bei dem einen super funktioniert, klappt beim anderen gar nicht. Deshalb kommen im Buch auch so viele verschiedene Eltern zu Wort, um zu zeigen, dass es viele verschiedene Ansätze gibt und sich jeder seinen Weg suchen muss. 

Deine kleine Tochter ist gerade 3 Monate alt. Wie hast Du deine beiden großen Jungs auf das Geschwisterchen vorbereitet?

Meine Jungs sind mit vier und fast sieben ja schon sehr verständig – ich musste nicht viel vorbereiten. Wir haben vor allem Bilder von ihnen als Babys angeschaut und darüber gesprochen, wie es war, als sie klein waren. Und ihnen erzählt, was ein Baby erst mal kann und nicht kann und wie der Alltag mit Baby so aussieht.

Hast du etwas aus deiner eigenen Kindheit mitgenommen, was du jetzt an deine Kinder weitergibst?

Die Freiheit, so viel wie möglich frei zu spielen. Das ungestörte Spielen bis es dunkel wird. Und die gemeinsame Familienzeit am Wochenende mit lange Schlafen, gemütlich im Schlafanzug frühstücken, langen Spaziergängen am Strand und der intensiven Zeit zusammen.

Was ist das Nervigste am Mama-Sein?

Am Anfang: Dass man nicht mal auf dem Klo ungestört ist.

Und was ist das Schönste?

Das Kuscheln. Das Lachen. Sogar die vielen Warum-Fragen.

Ganz ganz lieben Dank für dieses schöne Gespräch!

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