Portraits Alex Flügel | Mama & Model | #köln
Eben noch als Model in ganz Europa unterwegs, mit Fernbeziehung, zwei Jobs und Singlewohnung. Doch das Leben ändert sich manchmal schnell: Vor 4 Jahren kehrte Alex ihrer Lieblingsstadt Hamburg den Rücken zu, folgte ihrer großen Liebe nach Köln und gründete dort eine Familie. Mit zwei Kleinkindern ist sie aktuell vor allem eins: Mama. In ihren kreativen Instagram-Stories nimmt sie uns regelmäßig mit in ihre neue Welt, und dabei müssen wir ganz oft schmunzeln…
Liebe Alex, erzähl mal kurz, wann du Mama geworden bist und was du vor deiner Zeit als Mama gemacht hast!
Ich bin Ende 2017 zum ersten Mal Mama geworden. Vorher habe ich als Model gearbeitet und nebenbei als PR Managerin in Teilzeit. Den PR Job habe ich von zu Hause aus gemacht, und konnte ihn zeitlich flexibel um die Modeljobs legen. Die Abwechslung zwischen beiden Welten habe ich immer geliebt. Es gab wenig Routine, bei mir sah jede Woche anders aus. Ich war auch immer viel unterwegs, am liebsten mit der Bahn durch Deutschland und meinem pinken Klapprad. Meinen Bahn-Comfort Status habe ich letztes Jahr verloren. Dafür hab ich aber noch ein Kind mehr!
Ja Wahnsinn, du hast dich in das Abenteuer „Zwei unter zwei“ gestürzt: Im März 2019 kam dein zweiter Sohn auf die Welt, nur 16 Monate nach der Geburt deines ersten Kindes. Worin liegt eigentlich genau die Herausforderung bei einem so geringen Altersunterschied?
Mein älterer Sohn war im Grunde noch sehr klein, als er ein „großer Bruder“ wurde. Mit 16 Monaten konnte er kaum sprechen, wenig verstehen, zum Glück laufen, aber auch nicht so sicher, dass ich ihn auf einer Treppe alleine gelassen hätte. Die fehlende Selbstständigkeit und das geringe Verständnis in diesem jungen Alter, das war die besondere Herausforderung! In unserer alten Wohnung mussten wir immer viele Treppen laufen, 80 Stufen um genau zu sein. Wie oft habe ich beide Kinder getragen, und wenn’s ging noch eine Tasche… Der Ein- und Ausstieg aus dem Auto. Eine Situation, bei der du dir zwei weitere Arme und sechs weitere Augen wünschst! Am schwierigsten empfand ich das Zubettbringen in den ersten Wochen wenn ich alleine war. Beide Kinder brauchten die exklusive Mama-Nähe und forderten sie vehement ein. Das ist nichts für schwache Nerven. Zum Glück war ich selten alleine, man wird kreativ und wächst mit seinen Aufgabe. Stand heute haben sich all diese Probleme in Luft aufgelöst. Genau wie es mir immer alle gesagt haben: „Es wird besser….!“
Gibt es Dinge, die du rückblickend heute anders machen würdest?
Nein. Grundsätzlich hatte jede Entscheidung, die ich so im Leben getroffen habe, immer ihre berechtigten Gründe zum jeweiligen Zeitpunkt. Da bereue ich gar nichts! Vielleicht habe ich hier und da mal nicht unmittelbar die richtigen Worte gefunden, wenn mir jemand blöd kam. Aber jede Erfahrung, auch wenn sie schlecht war, hat mich bereichert. Vor Fehlern habe ich nicht so viel Angst, denn man kann aus ihnen viel lernen und daran wachsen. Selbst Kinder haben eine gute Fehlertoleranz – man kann als Eltern nicht immer alles richtig machen. Das einzige was ich mir nie verzeihen würde, wäre, wenn ich ihr Leib und Leben in Gefahr bringen würde. Deswegen versuche ich in den typischen Gefahrensituationen immer konzentriert zu sein.
Du textest zu deinen Bildern auf Instagram immer mit einer großen Prise Humor. Woher nimmst du dazu die Inspiration?
Humor ist etwas sehr individuelles, aber es freut mich sehr wenn du meinen teilst!
Als Kind habe ich mit meinem Vater immer viel Loriot geguckt, vielleicht ist er eine Inspiration? Er ist für mich der Meister der Situationskomik, und vielleicht wurde hier mein Sinn für solche Momente geschärft. Ein Alltag mit zwei Kleinkindern überstehst du eigentlich nur, wenn du die Dinge mit Humor nimmst und die Komik darin erkennst, wenn du nachts um vier Uhr die Betten frisch beziehst, dein Handy in der Waschmaschine findest oder wie ein müdes, vollgekleckertes Aschenputtel einzelne Reiskörner vom Boden pickst…
Und wie sah dein #coronabirthday aus?
Es war ein ziemlich normaler Alltags-Tag mit ein paar kleinen Extras…. wundervolle Blumen, ein liebevoller Frühstückstisch und am Nachmittag habe ich mit zwei Freundinnen auf den Balkon gesetzt und wir haben einen Abstands-Kaffee getrunken und Erdbeer-Kuchen gegessen. Dabei musste ich jedoch 20 mal aufstehen weil irgendwas mit den Kindern war. Chillen existiert gerade nicht in meinem Leben, auch nicht am Geburtstag!
Seit wann arbeitest du als Model und wie kam es dazu?
Es kam dazu, weil ich im Studium war und mir Geld dazu verdienen wollte. Da war ich ca. 19, was schon etwas spät für einen Start ist. Schon einige Jahre vorher haben mich immer wieder Menschen darauf angesprochen, dass ich doch unbedingt modeln sollte. Ich bin dem lange nicht nachgegangen, denn das Thema war für mich so weit weg und nicht greifbar. Da gab es noch kein GNTM und der Beruf des Models war eine entfernte Realität…
Eines Tages wollte ich dem Ganzen doch mal eine Chance geben, schickte Fotos an eine Agentur und wurde direkt am nächsten Tag zurückgerufen und eingeladen. Das war wirklich sehr einfach. Erst ein paar Monate später habe ich realisiert, dass es eine Riesenehre war, von einer so renommierten Agentur wie Modelmanagement direkt aufgenommen zu werden. Die Agentur vertritt viele bekannte Topmodels und es flattern täglich viele Bewerbungen dort ein. Nach dem Studium wollte ich nur ein Jahr weiter modeln, daraus wurden dann 5 Jahre in Vollzeit. Es lief einfach so gut und machte mir so viel Spaß. Erst mit Ende 20 wendete ich mich einem zweiten Standbein zu und machte noch ein Volontariat in einer PR-Agentur. Kommunikation war schon immer mein Ding und so hatte ich auch einen Ausgleich zu dem etwas oberflächlicheren Modelbusiness.
Wie wichtig ist dir die Connection zu anderen und zu dir selbst?
Zu mir selbst? Hmm…. Aktuell stelle ich mich ganz schön hinten an! Das ist den Umständen geschuldet. Ein Teil meines Ichs wird wohl gerade nicht so gut bedient. Aber das ist ok, es wird sich wieder ändern.
Die Connection zu anderen ist mir unglaublich wichtig! Ich liebe die Verbindung zu anderen Menschen und bin auch stets verbunden. Ich kann gar nicht anders, das war schon immer so. Ich bin sehr offen, teile gerne meine Gedanken und schätze die Meinung anderer. Am liebsten mit einer guten Freundin bei einer Tasse Kaffee. Aber auch Instagram ist für mich eine absolute Bereicherung. Dieses Medium kann man so wunderbar zwischendurch nutzen und sich mit einem Schwung mit ganz vielen anderen Menschen verbinden und austauschen. Vor allem auch mit Menschen aus ganz andere Lebensbereichen – man erweitert dadurch seinen Kreis und vor allem seinen Horizont. Das ist so inspirierend. Wenn möglich beantworte ich jede Direct Message und schaue mir die Profile meiner Follower an. Lieber gebe ich ein paar ausgewählte Einblicke in mein Leben und bleibe verbunden, als komplett privat zu sein. Verbundenheit ist etwas Tolles. Gerade wenn man so tief im Momlife drinsteckt wie ich zur Zeit, hat man im echten Leben nicht so viel Raum für soziale Kontakte. Ich habe meine Freundinnen noch nie so selten getroffen, wie in der jetzigen Lebensphase. Und Corona macht es nochmal schwieriger, leider.
Du ziehst auch Grenzen, in dem was du zeigst. Deine Kinder zeigst du nicht mit Gesicht! Warum hast du dich so entschieden? Die meisten zeigen ja ihre Kinder komplett…
Ja ich habe diese Entscheidung von Beginn an so getroffen. Ich habe mich einfach gefragt, was ich eigentlich bei Instagram erzählen möchte. Ich möchte das Momlife erzählen. Meine Perspektive. Meine Herausforderungen. Mein Daily Business. Meinen Arbeitstag. Brauche ich dazu die Gesichter und Namen meiner Kinder? Ich denke nicht. Ich zeige sie manchmal im Anschnitt und von Hinten, da sie eine Rolle spielen. Und sehr, sehr ausgewählte Momente. Sekunden. Aber es geht nicht um sie. Es geht eher um meine Gedankenwelt. Diese möchte ich darstellen! Und natürlich erhoffe ich mir durch die eingeschränkte Wiedererkennung ihre Privatsphäre ein gutes Stück zu schützen. Ich habe neulich nochmal die Empfehlung vom Deutschen Kinderhilfswerk zum Umgang mit Kinderfotos im Netz gelesen und kann diese Tipps auch sehr empfehlen. Jeder hat da andere Maßstäbe – so wie es jetzt ist, fühlt es sich für mich ok an.
Was machst du, wenn du mal absolute Me-Time brauchst?
Die Me-Time muss ich mir erst mal organisieren. Als erstes frage ich immer meinen Mann, denn ihm kann ich die Kinder einfach überlassen, ohne etwas erklären oder vorbereiten zu müssen. Allerdings ist er selbstständig mit Hennes’ Finest und hat immer viel zu tun. Die Omas und meine Schwägerin sind auch fantastische Babysitter. Leider wohnen die Großeltern mindestens 1,5 Stunden von uns entfernt und wir kommen nur selten in den Genuss. Ja und wenn ich sie dann mal organisiert habe, die Me-Time, dann mache ich die Klassiker: Sport, eine Freundin in Ruhe treffen, Essengehen, Beautybehandlung oder einfach nur zu Hause abhängen und meinen Interessen nachgehen. Gerade brenne ich für die Fotografie und versuche meine Kamera zu verstehen. Generell kann ich jedoch sagen, dass die Me-Time bei mir einfach zu kurz kommt! Aber ich sehe ein bisschen Licht am Horizont…