„Meine Mama ist mir die größte Stütze“ Im Gespräch mit Single Mama Maike Fröhli
Heute möchten wir dir Maike Fröhli (30) vorstellen. Alleinerziehende Mutter von Louis (1,5) in Elternzeit. Schon vor der Geburt haben sich Maike und Louis Vater getrennt. Plötzlich zählst du zu einer Randgruppe und musst dich nicht nur in der eigenen Situation völlig neu orientieren, sondern bekommst oft auch einen gesellschaftlichen Stempel aufgedrückt. Wie Maike mit der Trennung umgeht, warum sie trotzdem oder gerade jetzt eine glückliche Mama ist und was sie sich und ihrem Minimann für die Zukunft wünscht, erzählt sie im Interview.
Liebe Maike, stell dich doch kurz vor…
Ich bin Maike, 30, (wobei sich das erwachsener anhört, als ich mich fühle) Mama von Louis, der inzwischen etwas über anderthalb Jahre alt ist und komme aus Köln.
Du bist von Geburt an Single Mama, wie organisierst du dich mit deinem Sohn Louis?
Ich bin im Grunde genommen schon von Anfang an alleinerziehend, räumlich dann auch seitdem Louis ca 4 Monate alt ist. Das war am Anfang super schwierig, weil die Wohnungssuche in Köln nicht gerade easy ist. Aber nach zwei vorläufigen „Zwischenlösungen“ und ganz schön viel Drama und Tränen, haben wir eine kleine, gemütliche Wohnung für uns gefunden und fühlen uns hier seit mittlerweile schon einem Jahr sehr wohl.
Hast du eine gute Lösung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefunden?
Aktuell bin ich noch in Elternzeit. Da ich von Beruf Texterin bin, hoffe ich aber auf eine gute Lösung, bei der ich Louis, sobald er in den Kindergarten geht, trotzdem nicht nur noch morgens und abends zu Gesicht bekomme. Ich freue mich aber auch darauf, bald wieder ins Berufsleben zurück zu kehren und bin schon auf der Suche, nach der nächsten Herausforderung. Bis ich den perfekten Job gefunden habe, arbeite ich nebenbei auch hin und wieder als Model und schreibe auf selbständiger Basis.
Wow, das klingt ja ganz schön vielseitig. Und, was wünschst du dir von Familie und Freunden?
Verständnis. Dafür, dass mit Kind einfach nicht mehr so viel (spontane) Zeit da ist, wie vorher. Dass der Babymann immer an erster Stelle steht. Dass ich leider hier und da auch mal absagen muss, wenn Louis krank ist oder sogar absagen möchte, wenn ich ne schlaflose Nacht hatte. Das Verständnis bekomme ich aber auch so gut wie immer – und an den Stellen, wo es zum Beispiel bei Freunden, die keine Kinder haben, nicht direkt da ist, habe ich wiederum Verständnis dafür. Ich hatte es nämlich auch nicht immer, bevor ich selbst Mama geworden bin.
Bekommst du anderweitig Unterstützung bzw. Hilfe?
Meine Mama ist mir die größte Stütze! Wann immer ich mal einen Job oder Arzttermin habe, krank bin – oder auch einfach nur mal ausschlafen oder sogar ausgehen möchte – meine Mama ist da. Ohne sie wäre es echt tausend mal schwerer!
Wie kommt dein Sohn mit der Situation zurecht?
Louis spricht hauptsächlich einzelne Wörter, daher hat er sich bisher noch nicht so ausgiebig dazu geäußert. Aber er ist grundsätzlich ein mega lustiger und glücklicher, kleiner Mann, der zum Glück sehr viel lacht und Quatsch macht – woraus ich einfach mal schließe, dass er ganz happy ist. 🙂
Gibt es Dinge, die du rückblickend heute anders machen würdest?
Einerseits würde ich definitiv gerne die letzte Beziehung löschen, da sie viele Wunden hinterlassen hat und mich noch immer daran hindert, heute komplett glücklich und vor allem offen für eine „richtige“ Liebesbeziehung zu sein. Andererseits hätte ich dann Louis nicht – und niemand macht mich glücklicher, als er. Also nein. Ich bin sowieso ein großer Verfechter vom „Alles passiert aus einem Grund“-Gedanken – wahrscheinlich, weil man sonst manchmal auch einfach nur durchdrehen würde. Ah, eins fällt mir aber doch noch ein: Ich würde direkt ein größeres Babybett kaufen. Diese Mini-Stubenwagen lohnen sich gar nicht und waren echt ne Geldverschwendung. 😉
Was wünschst du dir für die Zukunft? Wie sind deine beruflichen Pläne?
Ich wünsche mir den mega Job, bei dem ich endlich mal zeigen kann, wie talentiert ich bin und das auch gesehen und geschätzt wird. Ich wünsche mir, dass ich mir aus lauter Angst, abgelehnt zu werden, nicht weiter selbst im Weg stehen werde. Ich wünsche mir, dass ich den Mut habe, endlich das Buch (zu Ende) zu schreiben, dass ich schon ewig schreiben will – und einen Verlag zu finden, der bereit ist, es zu drucken. Ich wünsche mir, nicht mehr unfair behandelt zu werden. Ich wünsche mir Ruhe und Frieden und dass ich die Zeit mit dem Minimann, der viel zu schnell groß wird, einfach genießen kann. Und vor allem wünsche ich mir, dass dieser kleine, wichtigste Mensch meines Lebens immer gesund bleibt. Ich weiß, dass sind ganz schön viele Wünsche, aber ihr hattet es nicht eingeschränkt.
Findest du, dass Alleinerziehende vom deutschen System gerecht behandelt werden? Was sollte besser laufen?
Nicht wirklich. Und auch wenn die finanzielle Unterstützung besser sein könnte, muss ich aus eigener Erfahrung sagen, dass ich dabei von der menschlichen Komponente sogar am meisten enttäuscht war. Alleinerziehende Mama zu sein, heisst offensichtlich leider für viele automatisch, man sei „asozial“, ein Sozialfall, der dem Staat auf der Tasche liegt und jemand, der es zu nichts gebracht hat. Wie es wirklich ist, interessiert gefühlt niemanden. Besonders nicht Mitarbeiter bei diversen Ämtern. Das fiese Verhalten, dass mir dort entgegengebracht wurde, fand ich am ungerechtesten und verletzendsten!
Hast du Tipps für andere Single Mamis?
Holt euch Hilfe im Freundes- und Familienkreis und auch bei den Ämtern – und lasst euch da nicht runtermachen. Ich bin jemand, der immer alles alleine geklärt hat und daher fiel es mir sehr schwer, nun plötzlich nach Hilfe fragen zu müssen. Aber es ging nicht anders und vor allem ging es nunmal nicht mehr nur um mich. Es ist auch schwer, sich einzugestehen, dass man nach der zehnten Koliken-durchzechten Nacht, einfach mit seinen Kräften am Ende ist und Hilfe braucht. Aber das ist ok! Lasst euch von der perfekten Instagram Scheinwelt, der man heutzutage so begegnet, nichts vormachen – wir haben alle diese Momente und es ist nicht schwach, sich das einzugestehen und um Hilfe zu bitten, sondern verdammt stark. Ich hatte da zum Glück meine Mama, die dann immer mal wieder eine Nachtschicht für mich übernommen hat und wenn man sich erst mal traut, um Hilfe zu bitten, wird man oft auch positiv überrascht, wer da alles für einen da ist!
Was ist das Herausforderndste am Mamasein?
Einerseits ruhig zu bleiben, wenn einer diese Tage ist und grundsätzlich, damit klar zu kommen, dass man im eigenen Leben nicht mehr an erster Stelle steht, Duschen im Schnelldurchgang passieren muss und ein sauberes Oberteil Luxus ist. Andererseits aber auch, dass Kind vor lauter Niedlichkeit nicht zu zerquetschen.
Und was ist das Schönste?
So bescheuert und zugleich wahr ist er doch, der Satz „Aber wenn er einmal lacht…“. Ja, wenn Louis lacht, dann kann ich ihm auch nicht mehr böse sein. Es gibt so vieles, was unter die Kategorie „Das Schönste am Mama Sein“ fällt – zum Beispiel, wenn er auf meinem Arm einschläft und dann nochmal so sehr nach Baby aussieht, obwohl er eigentlich schon so groß geworden ist. Wenn er tanzt. Wenn er dieses augenverdrehende „Maammaa“ sagt, wenn ich wieder mal Quatsch mache. Wenn er isst und dabei 10 mal „Mjamm mjaamm“ sagt. Wenn er abends vor dem Einschlafen noch mal seinen Nucki raus nimmt, um mir einen Kuss zu geben, als könne er ohne den auf gar keinen Fall einschlafen. Wenn er mich aus dem Nichts plötzlich ganz fest umarmt und dabei „Hmmm“ macht. Ja, das Schönste ist es einfach, nach dem schweren Start und trotz seines Frühstartes einen gesunden, kleinen Jungen zu haben, der jeden Tag so happy und zufrieden ist, dass ich das Gefühl habe, das doch gar nicht so schlecht zu machen mit dem Mama-Sein.
Danke liebe Maike 🙂
PS: Wenn du Maike und Louis begleiten möchtest, dann folge ihr auf Instagram!