Der Traum vom eigenen Concept Store | PANTINE UND DIE BUNTE BANDE | #köln

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Heikes Concept Store im Kölner Stadtteil Neuehrenfeld wäre fast eine Chocolatérie geworden. Die gebürtige Kölnerin hatte viele Ideen, als sie sich für die Selbstständigkeit entschied. Aber die vergebene Suche nach schönen und nachhaltig produzierten Kinderschuhen für ihre Tochter Matilda veranlasste sie dazu, PANTINE UND DIE BUNTE BANDE zu eröffnen – ein Geschäft für Kinderschuhe. Kleidung. & Schönes.

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Heike hat einen ziemlich turbulenten Lebenslauf. Nach dem Abi hat sie eine Ausbildung zur Übersetzerin, Fremdsprachenkorrespondentin und Dolmetscherin gemacht, war danach zwei Jahre im Ausland und hat anschließend angefangen, BWL zu studieren. Aber über ein Praktikum bei RTL ist sie letztlich quer in die Medienbranche eingestiegen und nach einem Volontariat dann auch dabei geblieben, ganze zwanzig Jahre lang. Im Interview erzählt Heike, wie alles anfing, wie sich der Spagat zwischen Muttersein und Selbstständigkeit anfühlt und was sie inspiriert.

Liebe Heike, erzähl uns doch kurz, wie es zur Gründung von „Pantine und die bunte Bande“ kam und inwieweit sich deine Einstellung zur Arbeit durch deine Tochter verändert hat?

Als ich Mutter geworden bin, wurde es nicht mehr ganz so einfach in der Medienbranche. Zugleich hatte ich das Bedürfnis, mich selbstständig zu machen. Ich hatte ganz viele Ideen, zum Beispiel ein eigenes Café oder eine Chocolatérie zu eröffnen. Letztendlich wurde es ein Schuhgeschäft für Kinder, weil ich irgendwie nie schöne und gleichzeitig fair produzierte Schuhe für meine mittlerweile neunjährige Tochter Matilda gefunden habe und dachte, hier in Ehrenfeld fehlt so ein Laden. Ein halbes Jahr lang habe ich mich darauf vorbereitet, dann all meinen Mut zusammen genommen und mit der Unterstützung meines Mannes schließlich den Sprung gewagt.

Was steckt hinter dem Namen „Pantine und die bunte Bande“?

„Die bunte Bande“, damit fing es eigentlich an. Eine Kinderbande war damit gemeint, aber auch ein vielseitiges Sortiment. Pantine ist ein norddeutsches Wort, was soviel wie Holzclog bedeutet. Ich mochte, dass das niedlich und irgendwie nett klingt. So ist der Name entstanden.

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Wie schwer war es für dich, Kind und Job, insbesondere die Selbstständigkeit, unter einen Hut zu bekommen?

Schon sehr schwer. Die ersten ein, zwei Jahre bin ich deswegen sogar zweigleisig gefahren und habe sowohl in der Redaktion als auch im Laden gearbeitet. Die Zeit war verbunden mit vielen Entbehrungen. Mein Mann und ich haben viel mit beiden Omas und Opas jongliert, die jeweils 15 km weit entfernt wohnen und glücklicherweise leidenschaftliche Großeltern sind. Wenn wir sie nicht gehabt hätten, wäre das gar nicht gegangen. Die ersten Jahre war das ein Vollzeitjob. Und irgendwann, als wir wussten, dass der Laden angenommen wird, kam dann mit einer Aushilfe auch etwas Ruhe rein und auch mal ein freier Nachmittag. Aber es ist immer ein Spagat, das so hinzubekommen, und man hat oft ein schlechtes Gewissen, der Tochter und dem lieben Ehemann nicht gerecht zu werden.

Was sind für dich die wichtigsten Eigenschaften oder Grundsätze, die man in die Selbstständigkeit mitbringen muss?

Ich glaube man muss fokussiert sein, was ich nicht immer bin. Aber es ist schon so, dass alles gut organisiert sein muss. Und sobald die Familie oder die Nanny mal nicht kann oder krank ist, muss man einfach flexibel sein. Und man braucht gute Nerven. Ich hab gelernt, eine gewisse Gelassenheit mitzubringen. In meinem Fall muss man natürlich auch gut mit Kindern umgehen können.

Wo holst du dir Inspiration?

Ich bin ein extrem visueller Mensch und nehme ganz viel um mich herum wahr. Ich gehe auch auf Messen und bin viel im Internet, z.B. auf Pinterest, unterwegs. Was meinen Store betrifft, so finde ich Produkte spannend, die eine Geschichte haben, wie z.B. Stadtgärtner, die es auch bei mir im Store gibt. Die machen kleine Samenbomben verpackt als Geschenk. Das sind drei Hamburger Jungs, die die Städte begrünen wollen. Ihre Geschichte hat mich auch inspiriert.

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Dein Fokus liegt nach wie vor auf Kinderschuhen. In deinem neuen Store sind jetzt auch noch Kleidung, Schmuck und Wohnaccessoires dazugekommen. Und einen Kaffee bekommt man bei dir auch. Worauf kommt es dir bei der Auswahl deiner Produkte an?

Ich versuche, nachhaltige Firmen zu führen. Das gelingt leider nicht immer. Gerade bei der Kleidung habe ich mich auf die 6-12 jährigen Kinder fokussiert, also die größeren Mädchen und Jungs. Produkte aus Biobaumwolle zu finden, die noch bezahlbar sind und ein ansprechendes Design haben, das ist gar nicht so einfach. Aber ich versuche, meinen eigenen Ansprüchen was Umweltschutz und Nachhaltigkeit betrifft, gerecht zu werden.

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Die Kletterwand in deinem Store ist in Zusammenarbeit mit der Kletterfabrik hier in Köln entstanden – wie kam es dazu?

Ich bin jahrelang selbst geklettert und mache es hin und wieder noch. Als ich in diesen Raum kam, habe ich die Kletterecke direkt vor mir gesehen. Schuhkauf ist für Kinder in der Regel total langweilig. Und ich habe immer darüber nachgedacht was man ihnen bieten kann, damit sie es spannender finden. Außerdem wollte ich mit dem Concept Store einen Raum für alle Generationen schaffen, einen Raum zum verweilen. So wie gerade, da saßen zwei Mütter auf dem Sofa und tranken ihren Kaffee. Wenn ich das sehe, dann freue ich mich total und denke, das ist genau so wie ich es haben wollte. Die sind hier einfach mal ein halbes Stündchen und quatschen über Gott und die Welt, während ein Kind Schuhe anprobiert und das Geschwisterkind klettern geht.

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Wenn du mal nicht in deinem Laden stehst, was machst du dann gern?

Oft bin ich mit meiner Familie draußen unterwegs. Wir haben ein uraltes Wohnmobil, das schnappen wir uns ab und zu und fahren spontan nach Holland für ein Wochenende. Oder wir spielen einfach vor der Tür Federball, malen mit Kreide, arbeiten am Haus. Irgendwas ist immer los.

Wo gehst du gern selbst shoppen? 

Ich nehme mir eigentlich nie vor, zu shoppen. Meist geschieht das ganz zufällig im Belgischen Viertel. Da gibt es ein paar kleine Läden rund um die Boutique Belgique, die ich mag. Und dann setze ich mich total gerne ins Café, nehme mir eine Zeitung oder beobachte die Leute und genieße diese Ruhe inmitten des Trubels.

Wenn man als Besucher für ein Wochenende nach Köln kommt, was darf man aus deiner Sicht nicht verpassen?

Ich finde das Museum Ludwig total schön, da muss man glaub ich hin. Den Dom sollte man natürlich gesehen haben. Und vielleicht noch das Café Rotkehlchen, weil ich das so mag.

Vielen lieben Dank, Heike! Und was deinen Store betrifft hält ja vielleicht doch noch irgendwann die Schokolade Einzug… 🙂

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PANTINE UND DIE BUNTE BANDE

Landmannstraße 20, 50825 Köln, 0221 22204638

Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-13 und 15-18 Uhr // Sa 10-14 Uhr

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Fotos: Verena fotografiert, Portrait von Axel Kohlhase

Charlotte Hildebrand
2013 wurde ich Mama eines Mädchens und war damals im Alter von 29 die erste Mama in meinem engeren Freundeskreis. Glücklicherweise habe ich im Vorbereitungskurs zwei tolle, werdende Mamas kennengelernt. Wir konnten uns von Sekunde eins an bis heute über das Muttersein austauschen. Und das war für mich zehn Mal wichtiger als jeder Elternratgeber. 2016 kam ein zweites Mädchen dazu und beide fordern mich ebenso, wie sie mich unheimlich glücklich machen. Ich habe Media Management studiert und danach bei einem großen Musiklabel in Köln gearbeitet. Seit der Geburt meiner ersten Tochter bin ich selbstständige PR Frau, Online Marketing Consultant und Dozentin. Ich liebe es, Musik zu entdecken und auch selbst zu machen. Zu Hause geht das am besten am Klavier oder an der Gitarre und mit meiner Stimme. Kein Wunder also, dass auch meine Mädchen ständig ein Lied auf den Lippen haben.

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