So klappt’s mit dem Stillen | Tipps von Hebamme Nina Kobs
Ich habe meinen Sohn gestillt. Allerdings mit einem weniger reibungslosen Stillstart. Gerade am Anfang hatten wir echte Probleme. Nicht weil nicht genug Milch da war, sondern weil eine Brust einfach nicht wollte. Glücklicherweise bekam ich in der Zeit des Wochenbetts großartige Unterstützung meiner Hebamme. Dank eines „so called“ Stillhütchens hatte ich eine wunderbar innige und lange Stillbeziehung voller Zuneigung und Hingabe. Dass viele Frauen aber tatsächlich ebenso Probleme beim Stillen haben, wissen wir also nicht erst seit dem Interview mit unserer Hebamme! Wie ihr bei wunden Brustwarzen und Milchstau reagiert und warum man sich wirklich keinen Stress machen muss, wenn es mit dem Stillen nicht klappt, lest ihr hier:
Viele Frauen haben Schwierigkeiten mit dem Stillen. Hast du eine Art Leitfaden für eine gute Stillbeziehung mit dem Baby?
Das ist gar nicht so einfach. Zu diesem Thema gibt es so viel Literatur, und das baut bei den Frauen häufig Druck auf. Es führen ganz viele Wege nach Rom. Wichtig ist, darauf zu vertrauen, dass es klappen wird und viel Körperkontakt. Meistens kommt das Kuscheln mit dem Baby am Anfang zu kurz. Die Kinder wissen, wie es geht. Man muss ihnen nur den Weg zeigen. Das dauert manchmal ein paar Tage, bis sich das einpendelt. Manche Kinder sind am Anfang auch so ungeduldig und schreien deswegen, manchmal sind auch einfach die Brustwarzen lädiert. Da ist es auch super gut, wenn sich jemand mit dir Zeit nimmt.
Vor einiger Zeit habe ich eine Familie betreut, bei der das Kind wegen einer Infektion in die Kinderklinik musste. Das Kind wurde dann für eine Woche dort aufgenommen. Durch das Wochenende gab es vor Ort keine Stillberatung. Am Anfang hat das Stillen nicht gut geklappt. Ich habe mir dann aber eine dreiviertel Stunde Zeit genommen und danach hat es super geklappt. Diese Stellschrauben sind gerade am Anfang ganz wichtig und es ist leider so, dass auf den Stationen häufig zu wenig Zeit ist. Gerade in Hochzeiten gibt es keine individuelle Betreuung. Allerdings gibt es auch einfach zu wenig Hebammen im Wochenbett, wenn man also nach Hause geht und dann keine Hebamme hat, bringt es einem natürlich auch nichts.
Die Erfahrung die ich gemacht hab ist, dass wenn man sich am Anfang die Zeit und Ruhe nimmt, dann funktioniert das in der Regel auch gut.
Immer die Ruhe zu bewahren ist natürlich eine große Herausforderung, wenn das Kind schreit und man selbst schon unsicher ist.
Natürlich! Wenn man dann am Anfang jemanden hat, der regelmäßig kommt, wird man im Laufe der Zeit sicherer.
Hast du einen besonderen Tipp bei entzündeten Brustwarzen oder bei Milchstau?
Wunde Brustwarzen haben häufig zur Ursache, dass das Kind den Mund zu wenig öffnet. Es sollte nicht nur den Nippel im Mund haben, sondern Ober- und Unterlippe sollten, wenn das Kind angelegt ist, immer zu sehen sein. Gerade in den ersten zehn Tagen ist es auch einfach ungewohnt. Dann hilft ganz einfach Luft dran zulassen, Wollfett, also das reine Lanolin*, oder Heilwolle*. Es gibt auch Abstandhalter oder Brustschilder, in die man die Brustwarze reinstecken kann, damit man den Stoff von der Brustwarze fernhalten und sie dann mit Wollfett eincremen kann. Wenn es ganz schlimm ist und die Brustwarzen schon sehr lädiert sind, kann man die Brustwarzen auch lasern lassen. Da wird die Wundfläche dazu gebracht, dass sie sich schneller schließt. In den Kölner Kliniken oder im Kölner Geburtshaus wird das angeboten.
Bei Milchstau sollte man die Stelle, an der der Stau entsteht, wärmen, damit die Milch abfließen kann. Einfach durch eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen. Dann ganz normal stillen, das Kinn des Kindes zeigt in Richtung des Milchstaus. Nachher die Stelle dann mit Quark oder einem Kühlpack kühlen. Ein ganz alter Tipp ist eine Kartoffelwickel: zwei Kartoffeln kochen, stampfen, in ein Spucktuch legen und auf die harte, rote Stelle legen. Dadurch wird die Milch richtig rausgezogen.
Wenn das Stillen einfach nicht klappt, muss man sich auch nicht schämen und kann sein Kind mit der Flasche ernähren oder?
Natürlich, die Kinder werden ganz bestimmt auch mit Formelmilch groß. Da muss man sich dann keinen Stress machen. Ich finde es gut, es zu probieren, aber wenn man sich persönlich sofort dagegen entscheidet ist das auch in Ordnung. Natürlich gibt es Vorteile der Muttermilch gegenüber der Formelmilch. In dem Kolostrum, der Vormilch sind ganz viele Antikörper, d.h. das Kind hat so einen Nestschutz in den ersten sechs Monaten.
Also: Don’t judge… & danke an dich, liebe Nina!
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Mehr Infos über die Hebammenpraxis findet ihr auf der Homepage, dort gibt es auch einen Überblick über die dortigen Kursangebote rund um die Geburt, die eigene Fitness und Babys erstes Jahr. Ninas Tipps zum Wochenbett findet ihr hier.
Nina nimmt übrigens erst wieder Frauen an, die im November ihr Kind bekommen. Wenn du schwanger bist, solltest du dich unbedingt frühzeitig um eine Hebamme für deine Nachsorge kümmern.